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Warum Streamingdienste ihre Aufrufzahlen unter Verschluss halten

Netflix veröffentlicht ab jetzt jede Woche seine Streamingcharts. Diese Nachricht machte vor einigen Tagen die Schlagzeile. Die beliebtesten Filme und Serien der Woche werden immer dienstags auf top10.netflix.com veröffentlicht. Außerdem wird sogar die Anzahl der geschauten Stunden angegeben. Dieser Schritt ist eigentlich kein außergewöhnlicher, denn im klassischen TV, im Kino, auf YouTube und auch in der Musik-Branche bestimmen Trends, Hitlisten und Aufrufe, was erfolgreich ist, was floppt, was eine Fortsetzung bekommt und was nicht mehr produziert wird. Die Abrufzahlen und Einschaltquoten werden transparent bekannt gegeben – auch für Zuschauerinnen und Zuschauer.

Narcos, die erfolgreichste Serie der Woche

Die neue Transparentoffensive ist allerdings für den kalifornischen Streaming-Gigant ein Novum. Film- und Serienfans sahen bislang auf der Netflix-Startseite eine vage Liste der aktuell beliebtesten Serien. Allerdings gab der Streamingdienst grundsätzlich keine konkreten zahlen bekannt. „Narcos: Mexico: Season 3“ ist in dieser Woche mit satten 50.290.000 geschauten Stunden die beliebteste englischsprachige Serie der Woche. Allerdings ist die gehypte Serie „Squid Game“ mit 42.790.000 geschauten Stunden weiterhin die erfolgreichste nicht englischsprachige Serie. Auf der Seite sind noch weitere Statistiken zu entdecken. Unteranderem Listen von Filmen, welche gerade beliebt sind und in welchen Ländern sie am meisten geschaut werden.

Doch woher kommt die plötzliche Kehrtwende zu mehr Transparenz?

Fakt ist, dass in den vergangene Jahren beinahe alle großen Streamingdienste ein ziemlich großes Geheimnis aus ihren Aufrufzahlen und Trends gemacht haben. Serienfans konnten dies beispielsweise durch Interaktionen auf Social-Media-Kanälen erahnen. Ein Flopp erkannte man späterstes daran, wenn eine Produktion nicht mehr verlängert wurde. In den vergangen Jahren hatte Netflix immer wieder betont, dass ihnen die Aufrufzahlen der Serien und Filme einfach nicht wichtig seien. Der Streaming-Konzern reagierte gegenüber Analyse-Unternehmen immer ziemlich dünnhäutig. 2016 erklärte Netflix-CEO Ted Sarandos beispielsweise, dass der Fokus auf Livezuschauerzahlen „bemerkenswert negativ“ für Sendungen auf der Plattform sei. Ob etwas innerhalb von ein oder zwei Tagen angeschaut wurde oder nicht, sei nicht so wichtig. Viel wichtiger sei es, dass die Leute zuschauen.

Doch damit nicht genug. Auch Produzentinnen und Produzenten wissen häufig nicht, wie ihre iegene Serie oder ihr eigener Film auf Netflix performt. Beispielsweise sagte die Komikerin Ali Wong dem Latenighttalker Conan O’Brien im vergangenen Jahr, dass der Streamingdienst enorm verschlossen, was die Zahlen angeht, sei. Wong hat mehrere Comedyspecials für den Streamingdienst gedreht. „Bis heute weiß ich immer noch nicht, wie viele Leute diese Specials gesehen haben.“

Auf keinen Fall in die Karten gucken lassen

Auch Lauren lungerich, die bekannt für ihre Coming-Of-Age-Komödie „On My Block“ ist, geht es ähnlich. Die Serie war im Jahr 2018 eine der meistgesuchtesten Serien bei Google, Followerzahlen der Schauspielerinnen und Schauspieler deuteten ebenfalls auf einen Erfolg der Produktion hin. Offizielle Zahlen sah lungerich aber nie. „Ich bin mir nicht sicher, wer dieses Publikum ist, aber es fühlt sich an, als wäre unsere Show wichtig“, sagte sie im vergangenen Jahr „Bloomberg“. Für Mögliche Gründe gibt es viele Spekulationen. Natürlich ist es so: Wer sich nicht in die Karten gucken lässt, ist schlichtweg in der besseren Verhandlungsposition gegenüber Investoren beispielsweise. Dietrich von Behren, Chief Business Officer des Streaming­aggregators Reelgood, sagte dem “Observer”: Die Geheim­haltung der Streaming­zahlen ermögliche es den Diensten, die eigene „Erzählung zu kontrollieren“. Oder mit anderen Worten: Man kann sich seinen eigenen Erfolg einfach schönreden. „Mit der Verbreitung von mehr Diensten in einem zunehmend wettbewerbs­orientierten Umfeld glauben Streaming­dienste möglicherweise, dass dies der Weg ist, um vorne zu bleiben.“

Das Streaming-geschäft ist in den letzten Jahren exorbitant angewachsen und wird auch in der Zukunft lange ein Thema bleiben. Dass damit viel Geld, Politik und Macht dahinter steckt steht dabei außer Frage. Doch seit geraumer Zeit ist das Thema Transparenz immer größer geworden und wird für viele Unternehme da draußen eine Hürde sein, der sie sich aber früher oder später stellen müssen.

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