Gerade in den Medien fällt bereits seit einigen Jahren immer wieder der Begriff Glasfaserausbau. Doch was hat es mit diesem Begriff auf sich, warum ist er so wichtig und warum hängt Deutschland anderen Ländern so weit hinterher?
Zunächst einmal die Grundlagen. Glasfaserkabel sind (im Gegensatz zu den geläufigeren Kupferkabeln) Kabel, welche mit einem elastischen Glaskern ausgestattet sind. Durch diesen Kern, welcher Licht im Inneren hält ist es möglich, Informationen sehr viel schneller zu transportieren. Im klassischen Kabel werden die zu übermittelnden Informationen als elektronisches Signal übermittelt. Beim Glasfaserkabelwird zunächst das elektronische Signal in ein Lichtsignal umgewandelt. Dieses Lichtsignal wird nun durch das Glasfaserkabel geschickt und auf der anderen Seite wieder in ein elektronisches Signal umgewandelt. Da so nicht die Geschwindigkeit des Stroms, sondern die des Lichts genutzt wird, sind viel höhere Geschwindigkeiten möglich.
Doch wozu das Ganze? Das Stichwort ist hier Übertragungsrate und –geschwindigkeit. Durch diese Technologie ist es möglich, sehr viel mehr Informationen in viel kürzerer Zeit zu übermitteln. Dies ist in Zeiten des Internets natürlich so attraktiv wie noch nie zuvor. Für sämtliche Multi-Media Angebote, Videos, Streaming und Videospiele sind sowohl eine hohe Internetgeschwindigkeit wie auch eine geringe Latenz (Ping) erforderlich. Das Glasfaserkabel ist aktuell die beste kommerziell und massentauglich nutzbare Technologie, um möglichst schnelles Internet zu gewährleisten.
Der Auftrag ist also recht klar. Je schneller der Glasfaserausbau voranschreitet und je mehr Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden, desto flächendeckender und besser ist das Internet in Deutschland. Doch trotzdem hapert es bereits seit Jahren an vielen Ecken und im internationalen Vergleich zeigt sich immer wieder: in Sachen Internet ist Deutschland ein Entwicklungsland. Doch woran liegt das?
Zunächst ist hier das Vectoring hervorzuheben. Vectoring ist wohl die Technologie, welche den Glasfaserausbau in Deutschland nachhaltig zurückhielt. Das Prinzip ist denkbar simpel. Die großen Internetanbieter verlegen Glasfaserkabel zwischen den größten Knotenpunkten und zu den Städten, sowie auf den Hauptverkehrsstraßen. Die einzelnen Häuser werden aber nicht direkt an dieses Netz angeschlossen. Vom Glasfasernetz wird zu den einzelnen Haushalten weiterhin Kupferkabel verlegt. Das Problem: Diese Strecke reicht bereits als Flaschenhals aus, um die Internetgeschwindigkeit maßgeblich zu drosseln. Logischerweise kann auch eine kurze Kupferkabelstrecke nur langsam Informationen weitergeben, weswegen das Internet nie so gut ist, wie es durch Glasfaser sein könnte. Im Ergebnis führt dies dazu, dass schon seit einiger Zeit in den großen Städten Glasfaser im Boden liegt, diese aber durch die Vectoring Technologie nie das Potenzial ausschöpfen kann, zu dem sie im Stande ist. Inzwischen wird vermehrt versucht, nicht mehr auf Vectoring zu setzen, trotzdem wird gerade in ländlichen Regionen häufig das günstigere Kupferkabel verlegt, um Logistik und Kosten zu sparen.
Ein weiterer Grund für das schleppende Vorankommen sind die Entscheidungen vergangener Bundesregierungen. In den 90er Jahren hielten viele Politiker das Internet immer noch für eine nicht zukunftsweisende Technologie, sondern taten es als Modeerscheinung ab. Die Technologie der Glasfaser existiert schon lange, nur sah man nicht die Notwendigkeit, Kabel mit einer so hohen Bandbreite zu verlegen. Nie waren die schieren Datenmengen vorstellbar, welche heute tagtäglich durch den Äther fließen. Stattdessen wurde sich auf Fernsehkabel fokussiert, da die damalige Bundesregierung diese für die Zukunft hielt. Somit wurden verschiedenste Weichen falsch gestellt und in vielen Neubauprojekten eine schnelle Internetanbindung überhaupt nicht bedacht. Das führt dazu, dass für jede Glasfaserverlegung wieder die komplette Straße aufgemacht werden muss. Hätten sich zum damaligen Zeitpunkt die Zukunftsweisenden Tendenzen des Internets bereits deutlicher abgezeichnet, würde vielleicht heute viel mehr Glasfaser unter der Straße liegen. So ist allerdings jeder weitere Ausbau mit viel höheren Kosten verbunden, was natürlich Investoren und Internetanbieter gleichermaßen abschreckt.
Im internationalen Vergleich bekommt Deutschland daher seit einigen Jahren schon sehr bescheidene Ergebnisse. Während Technikgiganten wie Südkorea mit wahnsinnig guten Leitungen prahlen und mehr als 85% der Haushalte mit Glasfaser angeschlossen haben, sind es in Deutschland lediglich 5%. Doch um besseren Empfang zu haben, müssen wir gar nicht weit vor die Tür gehen. Beispielsweise Spanien verfügt mit 73% Verfügbarkeit ganz locker über das 14-fache der Deutschen Glasfaser. Um diesen Rückstand aufzuholen, wird Deutschland in den nächsten Jahren ganz massiv nachlegen müssen.
Das Internet ist inzwischen das wichtigste Kommunikationsmedium der Welt. Ohne dieses geht gar nichts. Doch schaut man sich einmal die Verfügbarkeit in ländlichen Regionen an wird klar: Deutschland muss massiv ausbauen und den Glasfaserausbau an sich sehr viel ernster und schneller angehen als bisher. Sonst droht uns, dass wir von anderen, besser aufgestellten Ländern abgehängt zu werden. Die Technologie ist da. Zwar gibt es einzelne Konzepte für Leitungen, welche noch schneller sein könnten, mit der Glasfaser bewegen wir uns aber schon sehr nah an der Lichtgeschwindigkeit, weswegen ein flächendeckender Ausbau ebendieser nicht nur wichtig, sondern essenziell für einen Reibungslosen Ablauf sowohl des Staates, als auch sämtlicher Privathaushalte ist und auch in Zukunft von höchster Priorität sein sollte.